Bis zum 22. Oktober

Dienstag soll der Tag der kurzen Mitteilungen sein. Kurz und konkret ... aber wir sind euch eigentlich die genauen Umstände schuldig. Ja, es wurde uns oft vorgeworfen, weil wir angeblich Märchengeschichten erzählen und alles unrealistisch darstellen. Aber wisst ihr, die Realität ist immer so, wie die Umstände sind. Und die sind oft nicht nach unseren Vorstellungen und Erwartungen.
Das ist also die Geschichte um Julias Rettung.
Einige Personen hatten sich vorgenommen, eine Anzahlung zu sammeln und wollten sie gestern überweisen. Die Stimmung war fröhlich, es handelte sich um ein Fest, vielleicht einen runden Geburtstag. Wir wurden angerufen und erfuhren, dass wir uns keine Sorgen um die Anzahlung für Julia machen müssen, da sie den Restbetrag wahrscheinlich auch sammeln können und sie dann adoptieren werden. Wir waren überglücklich. Aber bei Adoptionen muss man vorsichtig sein, denn am Ende passiert das doch nicht immer ...

Aber wisst ihr was? Oftmals nehmen Menschen solche Situationen nicht ernst. Sie denken: Wenn nicht ich, dann eben jemand anderes, und ändern dann ihre Meinung. Wie eine Fahne, die im Wind weht. Für sie ist es nur ein Spiel, für Julia ist es ihr Leben.
Schließlich rief uns einer der Partygäste an und sagte, dass sie das Geld zwar gesammelt hätten, es aber für etwas anderes ausgeben wollen, das mehr Spaß bereitet.
Ich möchte nicht beurteilen, ob dieser Herr unter Alkoholeinfluss stand, aber wir waren einfach nur geschockt. Denn hier geht es um Leben. Und das ist überhaupt nicht lustig. Solche Streiche darf man alten Ponys nicht spielen.

Das Ergebnis war, dass wir die Überweisung für die Anzahlung nicht erhalten haben. Und zwar nicht wir, sondern Julia. Wir sollten sie am Morgen einzahlen. Das haben wir jedoch nicht getan.
Wir fuhren zum Händler und Ilia blieb bei Julia. Ich fuhr los, um das Geld zu suchen. Es ist mir sehr peinlich, und ich entschuldige mich dafür, dass wir diesen jungen Menschen vertraut haben. Aber wir vertrauen den Menschen grundsätzlich sehr.

Ilia sitzt auf der Türschwelle und passt auf Julia auf, damit der Händler warten muss und Julia niemand anderem gegeben wird. Aber die Wahrheit ist, dass wir dort keine Macht und nichts zu sagen haben. Ich habe gesagt, dass ich zum Geldautomaten fahre und wir auf die Überweisung warten. Natürlich kommt keine Überweisung, das wissen wir alle ganz genau.
Wir müssen bis morgen 310 Euro einzahlen. Mir ist klar, dass das nicht jedem so viel Freude bereitet wie eine Party. Aber für Julia ist es ihr Leben. Alles, was sie hat.
Deshalb möchte ich euch heute bitten, dass wir es in diesen 24 Stunden schaffen. Damit sie noch nicht abgeschrieben wird.