Bis zum 27. Oktober

Ich habe nur noch ein Auge.
Aber ich kann die Welt immer noch sehen.
Auch wenn es nur mit einem halben Blick ist.

Ich kann den Rasen vor deinem Haus klein verspeisen.
Ich kann den Schlamm wegschieben, der sich angesammelt hat.
Mit meinem Schweif kann ich die Blätter aus deinem Garten fegen.
Ich kann alles machen.

Ich würde nur zu gerne noch einmal den Sommer spüren.
Rote Sonnenuntergänge über den Feldern.
Die Blütenpracht im Frühling, duftende Sträucher.
Ich würde mich gerne im Schatten eines Baumes auf die Wiese legen.
Die Fliegen verscheuchen.
Ich würde Wasser aus dem nahegelegenen Bach trinken.
Ich möchte die Welt mit einem Auge betrachten, bevor ich es für immer schließe.

Mein ganzes Leben lang habe ich gearbeitet.
An vielen Höfen.
Mit vielen Kindern.
Tragen, herumführen, geduldig stehen.
Ich war eine stille Attraktion.
Ich war ein Trost.

Und heute?
Heute rennen die Kinder schreiend vor mir weg.
Sie zeigen mit den Fingern auf mich.
Weil mir ein Auge fehlt.
Sie wissen nicht, wer ich bin.
Ich schaue sie mit meinem anderen Auge an.
Und ich verstehe es nicht.

Ich verstehe nicht, warum sich die Welt von mir abgewandt hat.
Warum darf ich nicht mehr am Zaun stehen und auf Karotten warten?
Warum werde ich nicht mehr gebraucht?

Meine Hufe begeben sich auf die letzte Reise.
Der Herbst ist da.
Der letzte Sommer ist vorbei.
Ich habe nur noch ein Auge.
Und noch einen Wunsch:
ein würdiges Ableben.
Nicht in einem kalten Flur der Angst.
Nicht in der Stille, aus der es kein Zurück mehr gibt.
Ich möchte mit der Erinnerung an die Wiese, den Schatten der Bäume und den roten Himmel gehen.

Das ist alles, was ich mir wünsche.

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Das ist ein Brief von Duduś an den Händler.
Wenn Ponys Briefe schreiben würden, könnte er ihn schreiben.

Duduś ist ein Pony, das sein Leben lang auf Agrotourismus-Höfen tätig war.
Er wurde hauptsächlich zur Unterhaltung der Kinder eingesetzt – still, geduldig und hingebungsvoll.
Aber im Sommer dieses Jahres verlor er ein Auge.

Von diesem Moment an wollte ihn niemand mehr. Er machte Angst.
Die Kinder schrien, wenn sie ihn sahen, und zeigten mit den Fingern auf ihn.
Die Eltern waren empört, dass so ein Pferd überhaupt ausgestellt wurde.
Und Duduś, der nun einseitig blind war, ging weiterhin auf die Kinder zu.
Er glaubte, dass er wie immer eine Karotte bekommen würde.
Doch stattdessen hörte er Gelächter und Schreie und sah, wie man ihm den Rücken zudrehte.
Er wurde zum Händler gebracht.

Heute steht Duduś an einem Ort, von dem aus es nur einen Weg gibt.
In Richtung eines schmalen Korridors. Weißt du, wie Tiere dort geschlachtet werden?
Von Hier gibt es keinen. Weg zurück.

Wir bitten um Unterstützung, um ihn freikaufen und ihm einen ruhigen Lebensabend ermöglichen zu können.
Noch einen Sommer.
Noch einen Sonnenuntergang.
Noch eine Wiese im Schatten eines Baumes.

Nachdem wir die Anzahlung geleistet haben, für die wir uns im Namen von Duduś herzlich bedanken, haben wir mehr Zeit ausgehandelt. Bis Montag, den 27. Oktober, muss die Summe von 645 Euro für Duduś zusammenkommen.

Wir bitten in seinem Namen.
Heute sind wir seine Stimme.